In Witten ist ein Ufo gelandet

image WAZ Witten, 28.05.2010, Annette KreikenbohmWitten, 28.05.2010, Annette Kreikenbohm

Witten. Der Förderverein „Charles Wilp Modul“ aus Witten hat das „Futuro“-Haus an die Ruhr geholt. Mit der alten Pumpenhalle soll es zu einem Forum für Kunst und Forschung werden.

So ist der Wittener: Wenn um Mitternacht ein Ufo an der Bommeraner Ruhrbrücke landet, hält die Menschen nichts mehr in ihren Wohnungen. Frauen im Bademantel, Männer auf Socken und Kinder im Schlafanzug sahen zu, wie das Futuro-Haus, das einst auf dem Haus des Universalkünstlers Charles Wilp in Düsseldorf stand, mit einem Riesenkran von der Ruhrstraße auf das Gelände des dortigen Wasserwerks rübergehievt wurde.

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Ein großes Geschenk
Wenn ein Verein es wenige Monate nach seiner Gründung schafft, ein Ufo in Witten landen zu lassen, grenzt das an Zauberei. Besser als mit dem geplanten Modul kann Wilps Grundsatz, dass die Kunst zum Menschen kommen müsse, kaum umgesetzt werden.

Neben dem Saalbau und dem Märkischem Museum wolle man damit ein Kulturdreieck schaffen, sagen die Verantwortlichen. Ohne Kosten für die Kommune. Ein großes Geschenk im Kulturhauptstadtjahr.
Da schwebt es nun direkt neben der alten Pumpenhalle auf Palettenstapeln und schaut noch etwas mitgenommen aus. Die weiße Fassade ist verschmutzt, ein paar Fenster fehlen. Dass es den Transport vom Gelände einer Firma bei Bielefeld überhaupt überstanden hat, verwundert Ingrid Schmidt-Winkeler tatsächlich. „Ich dachte, das fällt auseinander, als es angehoben wurde“, sagt die Witwe des in Witten geborenen und aufgewachsenen Charles Wilp.

Gebäude aus Fiberglas und Polyester

Doch jetzt steht die 60-Jährige im Prototyp des Hauses, das der finnische Künstler Matti Suuronen entwickelte, und strahlt. Sie schwärmt und träumt – davon, was einmal aus dem Rundhaus mit seinen acht Metern Durchmesser werden könnte. Das Gebäude aus Fiberglas und Polyester besitzt ovale Fenster. Der Innenraum, ganz in Orange gehalten, bietet rundum Sitzmöglichkeiten. Wer die steile Treppe nach draußen hinabklettert, bekommt ein Gefühl dafür, wie es sein könnte, einem Ufo zu entsteigen. Ingrid Schmidt-Winkeler stellt sich eher vor, wie es wäre, wenn ein auf Acryl gedrucktes Werk ihres Mannes den Deckenbereich schmückte.

Am 28.05.2010 landete das Ufo des Starfotografen Charles Wilp auf dem Gelände der Wasserwerke in Witten. Fotos: Walter Fischer / WAZ FotoPool
Für sie, wie auch für Erik Böhmer, Vorsitzender des vor wenigen Monaten gegründeten Fördervereins „Charles Wilp Modul“, sei es „eine richtige Genugtuung, den ganzen Witten-Kritikern zu zeigen, dass man doch etwas bewegen kann“. Vor allem in so kurzer Zeit. Am 11. September 2009 hatte sich der Verein gegründet. Im Februar war der Kauf des Futuro-Hauses in trockenen Tüchern. Und am 19. Mai beschloss der Aufsichtsrat der Verbundwasserwerks-GmbH mit nur einer Gegenstimme, dem Ufo einen Platz zu bieten. Die alte und schon seit Jahren ungenutzte Pumpenhalle, so die Wilp-Witwe, könne der Verein zu einem Freundschaftspreis mieten.

„Wilp-Touch“ einhauchen

„Wir sind schon fast erschrocken, wie gut alles funktioniert hat“, sagt Erik Böhmer – auch über den Transport des Hauses. Mit dessen Ankunft in Witten ist nun ganz klar: Hier wird einem „Allround-Genie, das nicht der Liebling der Beamten war“, wie die Witwe weiß, in seiner Geburtsstadt ein eigener Raum gegeben. Und sie habe genug Power, allem den „Wilp-Touch“ einzuhauchen. „Ich will“, sagt Ingrid Schmidt-Winkeler, „den Wittenern etwas ganz Lebendiges bieten.“

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